Die Vorübergehenden
Oper von Nikolaus Brass
Libretto vom Komponisten unter Verwendung von Texten von Tomas Tranströmer, Rose Ausländer und Mahmout Darwish
In einem Moment ruhelosen Stillstands mitten auf der Reise namens Leben brechen über einen Mann in einem Hotelzimmer Erinnerungen herein. Vor allem Gesichter und Stimmen der Menschen, die ihm einmal nahestanden, tauchen wieder auf, zunächst bruchstückhaft, dann in immer deutlicheren Szenen und Bildern eine Geliebte, die ihn verlassen hat, ein Flüchtling, dem er nicht helfen konnte, sein Kind, dem gegenüber er genauso versagt hat wie einst seine eigenen Eltern, deren erbärmlicher Welt er den Rücken kehrte. Trotz seines sprechenden Namens – Nikolaus Brass bezeichnet seinen Protagonisten als „Der Liebende“ – muss er schmerzlich feststellen, dass es ihm nicht gelungen ist, sich diesen Menschen restlos zu öffnen, Nachdem er sich gegen den Besuch der Vorübergehenden anfänglich wehrt, nimm er ihn mehr und mehr zum Anlass, für einen schonungslose Selbstbefragung darüber, was sein Leben ausmacht.
Die Produktion entschlüsselt die alptraumhaften Erinnerungen des „Liebenden“ an die Vergangenheit als Psychogramm in einer begehbaren Rauminstallation. Die Produktion bespielt den beeindruckenden Innenraum der alten Reithalle in seinem ganzen Ausmaß und inszeniert die collagenhafte Handlung von DIE VORÜBERGEHENDEN auf diversen, im Raum verteilten Environments. In dem so entstandenen Klangraum können die Zuschauer sich frei um das Geschehen platzieren und während der Vorstellung ihre Positionen – wie Ensemble und Orchester auch – wechseln. So wird für die Besucher das Leben als Geflecht von flüchtigen Begegnungen erfahrbar, mal aus der Perspektive des Liebenden, mal sind sie selbst die Vorübergehenden.
Credit
Sopran - Helene Grabitzky, Laura Hemingway, Veronika Würfl
Alt - Vera Maria Bitter, Katharina Flierl, Florence Lousseau
Tenor - Magnus Dietrich, Benedikt Heggemann, Jonas Wuermeling
Bass - Martin Burgmair, Wolfgang Filser, Niklas Mallmann
Bayerisches Staatsorchester